Pressemitteilung Damaris Odenbach: Modelle


Ausstellungseröffnung: Freitag, 18. Januar 2013, 18 bis 22 Uhr


Ausstellungsdauer: bis 20. April 2013


Kontakt: Charlottenstr. 3 | 10969 Berlin | Germany | +49.30.25922736 | www.galerie-weigand.de


Fotografie ist immer noch das künstlerische Medium mit dem wohl höchsten Realitäts- und Authentizitätsanspruch. Trotz unseres Wissens, dass mit wenigen Mausklicken ein völlig neues Bild erzeugt werden, oder dass ein scheinbarer Schnappschuss in Wahrheit ein aufwendig inszeniertes Studioerzeugnis sein kann, sind wir doch leicht versucht, dem fotografischen Bild zu glauben.


Bei einem flüchtigen Blick auf Damaris Odenbachs Fotografien besteht kein Grund zum Misstrauen. Wir sehen Orte, genauer verlassene, verwahrloste, unbewohnte, „verbrauchte” Räume, denen etwas Gespenstisches, gar Morbides anhaftet. Gefängniszellen, Swimmingpools, Umkleidekabinen, eine Kegelhalle, oder, wie in einer der jüngeren Fotografien, ein Raum mit einem mächtigen, freistehender Tresor – alle Orte tragen Spuren menschlichen Lebens, die uns gleichermaßen anziehen wie abstoßen. Es sind Orte, die sich in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt haben – nicht unbedingt als ein bestimmter, konkreter Ort, vielmehr als ein Gefühl und eine Erinnerung an unsere Kindheit, Jugend oder an filmische Szenen.

Eine Irritation erfährt der Betrachter erst auf den zweiten Blick: Ist nicht die Tür eigentlich viel zu klein für den Raum? Der Lichteinfall ungewöhnlich, die Kacheln viel zu schief? Doch die nahe liegende Vermutung, dass das Bild digital bearbeitet wurde, wäre ein Trugschluss – sind die Fotografien auch nicht im analogen, sondern digitalen Prozess entstanden, so doch im Sinne der dokumentarischen Fotografie: Was wir sehen ist da, ein Abbild.


Jedoch ist in Odenbachs Werken das Abbild nicht das, für was wir es halten. Denn was etwa wie eine riesige Fabrikhalle erscheint, ist in Wahrheit ein Karton – ein Miniaturmodell nur aus Pappe, Farbe und ein wenig Gips, der für die feinen Nuancen und Strukturen sorgt. Erst die fotografische Aufnahme, die aus einem 3-dimensionalen Modell ein flaches Bild macht, bewirkt die Täuschung, die durch die Vergrößerungen in der Reproduktion noch verstärkt wird.


Konsequenterweise präsentiert die Künstlerin die Modelle nicht im Ausstellungskontext. Sie sind nur Mittel zum Zweck, werden nach der Aufnahme zerstört oder weiter verwendet. Neben der subtilen Irritation, die unsere Betrachtung lenkt, verweisen die schlichten Titel mit der Bezeichnung „Modell” und einhergehender aufsteigender Nummerierung auf den Entstehungsprozess, der zwar nicht gänzlich verborgen, jedoch auch nicht allein im Mittelpunkt der Werke steht. Denn was wir sehen sind, ganz im Sinne des Illusionismus, Schöpfungen der Fantasie, die uns bewegen, erinnern, beschäftigen, die Raum bieten für Projektionen und Assoziationen – Kunstwerke, die sich bei Damaris Odenbach niemals nur im Spiel mit der Täuschung erschöpfen.


Sarah Waldschmitt, Kunstmuseum Bonn

In einer Reihe von neuen Arbeiten, die in 2012 und 2013 entstanden sind, „baut” Odenbach „Modelle” aus Diapositiven. Anonyme Fundstücke unbekannter Fotografen werden durch Zerschneiden dekonstruiert, Fragmente werden herausgelöst und mit Elementen anderer Dias kombiniert. So entstehen auf der kleinen Fläche des Dias (24 × 36mm) dokumentarische Kreationen des Nichtexistenten, des Gebauten und des Nichtrealen, die erst nach dem Übergang vom „Modell” zur realen Arbeit, der Vergrößerung, sichtbar werden.


Damaris Odenbach wurde 1977 in Bad Bergzabern geboren und lebt und arbeitet in Köln. Ihre Arbeiten wurden u.a. im Mannheimer Kunstverein, im Kunstverein Celle sowie in Galerien in umfangreichen Einzelausstellungen gezeigt. Im Jahre 2008 wurde Odenbach für den G+J Photo Award nominiert.