Josef Schulz – terraform


Anders als in Schulz' bisherigen fotografischen Serien, wo jeweils ein zentrales architektonisches Motiv den Mittelpunkt bildete, steht hier zum ersten Mal die “pure” Landschaft im Fokus seines Interesses.Die Fotografien dazu entstanden an unterschiedlichen Orten in den Alpen. Sie zeigen Gipfel, Felsen, Geröllfelder, Seen und Täler, menschenleere Geländeausschnitte von irritierender Schönheit, seltsam ideal anmutend.


Die Übertragung seiner Arbeitsweise auf das natürliche Terrain hat eine erstaunliche Wirkung.Durch die extreme Reduktion von Bilddetails und inhaltlichen Bezügen, aber auch durch die Betonung einzelner Farben und Kontraste, provoziert Josef Schulz eine Zuspitzung, eine Dramatisierung der Szenerien, wie man sie herkömmlicherweise von der Malerei her kennt.


Seine mit der Plattenkamera fotografierten Aufnahmen erfahren durch die digitale Bearbeitung eine eindrucksvolle Konzentration.Der Betrachter erlebt in dieser Werkserie eine faszinierende Auslotung der Grenze zwischen fotografischer “Realität” und kreierter “Wirklichkeit”. Josef Schulz' Eingriffe sind bewusst sichtbar: in den meisten Bildern weist mindestens ein Element deutlich auf eine Manipulation hin.
In einigen Fotografien ist der Vordergrund stark vereinfacht und wie eine zweidimensionale Ebene vor das Panorama geschoben. Die Gebirgsbilder – Ausschnitte rauer Felsformationen – wirken malerisch, der Künstler nimmt den starken Kontrast derer natürlichen Beleuchtung zurück. Auf dem Bild Wasser #2 ist eine Landzunge am Vierwaldstädter See zu sehen, die jedoch auf den ersten Blick als Insel erscheint; sie ist durch die Dämpfung des Hintergrundes nicht mehr zu verorten. Damit öffnen sich Räume – sowohl für Schulz' Landschaftsmotive, als auch für die Betrachtenden.


Joseph Schulz interessiert dieses Moment der Irritation, das Moment, in dem Authentizität und Konstrukt verschwimmen, wo nicht mehr deutlich ist, welches Detail in der Fotografie original ist und welches digital hinzugefügt wurde, um sich in eine subjektive Idealvorstellung des Künstlers zu verwandeln.Schulz beantwortet so auf seine Weise die Frage nach der Existenz von Objektivität in einem fotografierten Bild.


© Galerie Heinz-Martin Weigand / Julia Beister