In der Ausstellung Room for Simon in der Galerie Heinz-Martin Weigand widmet sich Leta Peer erneut in künstlerischer Form ihrer eigenen Biografie .


Während in der Ausstellung Along with Simon (2007) “Leta Peer sowohl in den Gemälden Along with Simon wie auch in den Fotografien Mirrors eine schnörkellose und zugleich spirituell kommunizierte Form einer modernen Vertreibung aus dem Paradies zu vermitteln vermochte “ ¹, schafft sie nun einen Kontemplationsraum, vergleichbar mit einem Tableau Vivant, “eine Art von profaner Kapelle, deren Dreidimensionalität als Folie für ihre Malerei bislang stets fotografisch festgehalten und dann künstlerisch eingewoben wurde” ²


In den Ausstellungsraum der Galerie ist ein zweiter Raum gebaut, dessen Funktion – über eine rein räumliche Trennung hinaus – auf einer Metaebene zugleich als “Gedankenraum” fungiert. Längst verarbeitet geglaubten Erinnerungsprozessen werden – auch vor dem Hintergrund eines erneuten “Besuchs” des Grabes ihres Bruders Simon auf der Via Engiadina im Juli 2010 – neuer Raum gegeben. (Quasi) in Klausur durch die klare Abtrennung zum Galerieraum ermöglicht dieser Raum eben diese prozessuale Annährung an vermeintlich oder tatsächlich geleistete Verarbeitung und vermittelt gleichzeitig auf eindrückliche Art und Weise durch sich selbst das Prozesshafte, indem er selbst “work in progress”, Baustelle im tatsächlichen wie im übertragenen Sinne ist. Room for Simon gibt einen Blick frei auf Innerstes, ohne voyeuristisch zu sein, da er unfertig, lapidar und ausschnitthaft ist, ähnlich der Erinnerung, die niemals in der Lage ist, ein klar umrissenes Abbild zu geben oder gar ein vollständiges.


Flankiert wird die Installation Room for Simon durch eine Reihe von neuen kleinformatigen Gemälden, die sich schon in ihrem Malduktus deutlich von der bisherigen Malerei Peers unterscheiden. Entstanden unter dem Eindruck des Besuchs beim Bruder auf dem Schmugglerpfad oberhalb Lavin, der durch gähnende Tiefe und schroff abfallende Felsen und Erosion geprägt ist und durch schnell wechselnde Wetterphänomene, wo dichte Nebelfetzen gerade noch den Radius eng und übersichtlich machen, aber im nächsten Augenblick der Blick weit und unbegrenzt sein kann, erhalten die neuen Bilder eine Skizzenhaftigkeit, werden selbst zu schnell und im Augenblick hingeworfenen Erinnerungsfetzen. Ansichten von Landschaften und Familienangehörigen wechseln ab mit denen von Dörfern und Menschen aus dem näheren und ferneren Bekanntenkreis. Der Zusammenhang ist lose und auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Zu Lesen ist er als ein Ruf in ein sich immer mehr veränderndes “Terrain humain”.


Leta Peer wurde 1964 in Winterthur geboren und studierte in Basel freie Malerei. Seit 1994 wird sie weltweit kontinuierlich zu Ausstellungen in Galerien, Kunstvereinen und Museen eingeladen.


¹, ² Thomas Elsen, Augsburg, aus Katalogtext, Leta Peer, Along with Simon, Kehrer Verlag, Heidelberg, 2009