Pressetext Nina Childress „Der grüne Vorhang”


Vernissage: Freitag, 26. April 2013, ab 18 Uhr
Ausstellungsdauer: 27. April bis 10. August 2013
Berlin Gallery Weekend: offen Samstag und Sonntag 11-18 Uhr


Nina Childress wurde 1961 in Pasadena (USA) geboren und lebt seit ihrem 5. Lebensjahr in Paris. Sie war unter anderem Mitglied des Künstlerkollektivs „Les Frères Ripoulin” und gründete 1979 eine der ersten Punkbands „Lucrate Milk” und gehörte somit zu zwei der einflussreichsten Gruppierungen der Pariser Kunstszene in den 80er Jahren.


Nach der ersten Ausstellung in der Galerie im Jahre 2010 am alten Standort in Karlsruhe, zeige ich zum Berlin Gallery Weekend erneut eine Ausstellung, in der die Farbe Grün einen übergeordneten Spannungsbogen bildet: Der Grüne Vorhang.


In ihren jüngsten Arbeiten, die in den vergangenen zwei Jahren entstanden sind, setzt sich Childress mit dem Wirken des Pantomime-Lehrers Etienne Decroux (1898-1991) auseinander und mit der Frage der Darstellung des Körpers in der Kunst.


Aus dieser Recherche gingen Arbeiten hervor, die vielleicht zunächst die Erwartung des Betrachters nicht befriedigen. Keine glamourösen Bühnen, keine raffinierten Kostüme bringt Childress auf die Leinwand sondern Figurendarstellungen, die wie steinerne Statuen vor einem schlichten grünen Vorhang zu posieren scheinen.

Der Vorhang übernimmt die Hauptrolle, ist plastisch und lebendig dargestellt, verführt uns voyeuristisch in die Situation einer Probe, bei der wir mit dem Protagonisten alleine sind – unbemerkt im dunklen Zuschauerraum beobachten.


In der zentralen Arbeit der Ausstellung – Der grüne Vorhang – steigert Childress die Herauslösung aus einer laut-aufgeregten Varietésituation, in dem sie schablonenhaft eine große Wandfläche der Galerie mit einer Malerei eines grünen Vorhangs belegt. Vor ihr steht lapidar ein Gemälde, in dem wiederum vor dem selben Vorhang drei spärlich bekleidete Pantomimen einen imaginären Tanz einüben.


Der erotische Moment der fast nackten Körper wird durch die gewöhnliche Unterwäsche, die sie tragen, gebrochen und die Szene kippt fast ins Lächerliche. Nina Childress erzeugt durch ihre unverblümte Darstellung einen Schwebezustand zwischen Erotik und Komik. Gleichzeitig entmystifiziert sie die Schauspieler, zeigt sie in ihrer tatsächlichen Verletzlichkeit.


Die Omnipräsenz der Bühne, des Showbusiness konterkariert künstlerische Freiheit, die eigentlichen Hauptfiguren werden trotz Personenkult tatsächlich marginalisiert, ihrer Strahlkraft und Anziehungskraft beraubt.