Die Galerie Heinz Martin Weigand präsentiert in der Ausstellung Locust Plague einen Querschnitt der künstlerischen Arbeit von Nina Lola Bachhuber. Die in München geborene Künstlerin studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg, erhielt mehrere Stipendien und lebt in New York. Ihre Arbeiten werden international in bedeutenden Institutionen und Galerien gezeigt, u.A. bei Mary Boone, Metro Pictures und der P.S.1.


Wenn man sich der Arbeit Bachhubers nähert, fällt einem zuerst die Präzision auf, mit der ihre Installationen gesetzt sind. Ihre Materialkombinationen, die akkurate Gestaltung der einzelnen Oberflächen mit ihren verschiedenen Texturen und die sorgfältig ausgewählte Farbigkeit bilden in ihrer Gesamtheit faszinierende energetische Kompositionen.


Sie changieren zwischen Abstraktion und Figürlichkeit, erzählen von dem ambivalenten Verhältnis zwischen industrieller Perfektion und menschlicher Unzulänglichkeit, und bekommen beim näheren Betrachten einen mystischen, fast unheimlichen Unterton.


Nina Lola Bachhubers Skulpturen sind zum einen minimalistisch anmutende, präzise gebaute Objekte. Dabei orientiert sich die Künstlerin an Komponenten der Ausstellungsarchitektur wie Sockel, Podest oder Vitrine als Kompositionsfläche, aber auch an funktionalen oder dekorativen Elementen aus dem Wohnbereich, die sie mit symbolisch aufgeladenen, teils geschlechtlich konnotierten Materialien wie Fellen, Perücken, abgegossene Knochen, Spiegeln, Baumarktprodukten verbindet.


Die sorgfältig ausgewählten handgefertigten “Fetische” bilden zusammen mit dem streng formalen Rahmen ein irritierendes Zusammenspiel, das sich dem Betrachter in alle Gefühlsrichtungen hin öffnet, die vielschichtigen, facettenreichen Begehrlichkeiten und Abgründe des menschlichen Daseins beleuchtend.

In beiden Aspekten ihrer Kombinatorik spielt für Nina Lola Bachhuber die Fragestellung nach der Oberfläche eine bedeutende Rolle: Sie untersucht die Fläche als räumliche, materielle und psychologische Grenze, experimentiert mit ihrer Dehnbarkeit, Beeinflussbarkeit, Durchlässigkeit, aber auch ihrer Beschränkung gegenüber vielfältigen Reizen. Wie ist sie beschaffen, was gelangt an die Oberfläche?


Ihre Skulpturen erinnern an Fragmente aus Träumen, wo Unbewusstes beim Aufwachen kurz in die Ebene des Bewusstseins gelangt.


In ihren seriellen Zeichnungen – die sie kontinuierlich parallel zu ihren skulpturalen Arbeiten entwickelt – verdichtet sie akkurat gezeichnete, dunkel eingefärbte geometrische, kristalline Formen und geschwungene, offen erkennbare Elemente zu geheimnisvollen Sequenzen.
Abstrakte Felder wechseln launenhaft zu figürlichen Fragmenten; futuristisch anmutende architektonische Gebilde verschmelzen mit phantasievollen, linear gezeichneten organischen Strukturen. Ihre Zeichnungen erinnern an Gedankenblitze; von einem Punkt nach aussen sprühend, geschichtet, überlagert erzählen von verborgenen Sehnsüchten, Erinnerungen, Ängsten und Träumen ohne wirklich konkret werden zu wollen.


Die Thematik dieses prekären Gleichgewichts zwischen Abstraktion und Figuration, Perfektion und phantasievoller menschlicher Unvollkommenheit zieht sich wie ein Spannungsbogen über alle Arbeiten der Künstlerin.